Warnsignale der Ermüdung beim Pferd – Diese Anzeichen im Training solltest du kennen
- Janine

- 31. Juli
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 11. Sept.

Training ist wichtig, um dein Pferd fit zu halten. Dabei hat es gar nichts damit zu tun, welche Ziele du verfolgst: Ein "Freizeitpferd" benötigt Training genauso um langfristig gesund zu bleiben, wie ein hocherfolgreiches Sportpferd im Turniereinsatz.
Effektiv ist Training aber nur so lange, wie es dem Pferd auch guttut: Überschreiten wir den Punkt der Leistungsfähigkeit des Pferdes wiederholt, riskieren wir Stress, Unmut und letztlich auch gesundheitliche Probleme. Um Verletzungen durch Überlastung und Überforderung zu vermeiden, ist es entscheidend, die feinen Zeichen von Ermüdung frühzeitig zu erkennen.
Grundsätzlich kann dein Pferd sowohl körperlich, als auch mental ermüden. Manchmal ist es auch eine Kombination aus beidem. Ermüdung äußert sich nicht nur körperlich, sondern auch durch subtile Verhaltensänderungen.
Zeichen die du im Training erkennen solltest
🔍 Auffällige Bewegungsänderungen
Langsameres Tempo oder der Versuch, sich durch "davonlaufen" zu entziehen
Stolpern oder schleppender Gang, "Schlurfen"
Taktfehler
Kürzere, weniger energische Tritte
Probleme mit Stellung und Biegung, vor allem in Wendungen und Seitengängen
🧠 Konzentration und Verhalten
„Guckigkeit“, also übermäßiges Schauen und Ablenken lassen
Deutliche Konzentrationsschwierigkeiten
Nervöses Anbieten aller möglichen Lektionen
Rittigkeitsprobleme wie mangelnde Durchlässigkeit, "Auf dem Zügel liegen" oder gegen die Hand gehen
Abwehrreaktionen oder Unwilligkeit
Stressanzeichen wie Schweifschlagen, Zähne knirschen, übermäßiges Kauen oder Schäumen, fehlendes Ohrenspiel, feste Maulpartie
In der Regel merkt man es dem Pferd also gut an, wenn es zu viel wird - sofern man gelernt hat, zuzuhören. Je nach Pferdetyp werden die Pferde entweder lethargisch oder übertrieben aufgeregt und hektisch. Aus koordinierten Bewegungen wird "Beinsalat" und Lektionen, die vorher gut funktioniert haben wollen auf einmal nicht mehr klappen. Spätestens dann ist es für Dich Zeit, die Einheit mit etwas, das das Pferd schnell und gut erfüllen kann, zu beenden.
⚠️ Warum das alles wichtig ist
Diese Anzeichen sind oft stille Hilferufe. Wenn wir sie übersehen, kann das Training schnell ins Gegenteil umschlagen – Stress statt Fortschritt, Verletzungsrisiko statt Leistungssteigerung.
Versteh mich nicht falsch: ein kurzfristiges, durchdachtes Übertraining kann durchaus auch sinnvoll sein - denn nur durch überschwellige Belastungsreize wird der Körper dazu animiert, sich anzupassen und die Leistungsfähigkeit erhöht sich langfristig.
Doof wird es, wenn wir es wiederholt übertreiben - denn dann sprechen wir von Überforderung, welche in der Regel verknüpft ist mit Stress, Schmerz und Leistungsabfall. Muskulatur und Psyche bekommen nicht die nötige Zeit zur Regeneration und bauen sich eher ab als auf.
Wenn wir Pferde effektiv und langfristig gesunderhaltend trainieren wollen, müssen wir das richtige Gleichgewicht finden zwischen (überschwelligen) Trainingsreizen, aber auch Erholungspausen und Regeneration.
Was du aktiv tun kannst, um Ermüdung vorzubeugen
Trainingsziele flexibel anpassen
Komplexe Lektionen oder Anforderungen in kleinere Teilaufgaben zerlegen
mehrere, kleine Pausen in die Arbeitsphase deiner Trainingseinheit einbauen, insbesondere nach anstrengenden oder neuen Lektionen
Einseitiges Training vermeiden - denn gute Bewegung ist nie statisch. Wechselnde Kopf-Hals-Positionen, Variationen zwischen gebogenen und geraden Linien und viele Übergänge beugen vor allem muskulärer Ermüdung vor.
Veränderungen in Bewegung und Verhalten wahrnehmen und darauf reagieren
Bei Unsicherheit lieber eine kürzere Einheit ansetzen, als Überforderung zu riskieren
Aufhören, wenn es gut ist und nicht erst, wenn es schlechter wird.
fröhliche, gelöste Momente im Training schaffen, in dem du immer wieder Lektionen und Aufgaben einbaust, die dein Pferd gerne macht und gut kann
Nimm dir Zeit und Geduld, damit dein Pferd neue Situationen positiv verknüpfen kann - Zeitdruck ist selten ein guter Begleiter
Merke: Ein motiviertes Pferd, das sich sicher und verstanden fühlt, arbeitet nicht nur freudiger mit – es entwickelt sich auch körperlich und geistig gesund weiter.
Wann Pferde schneller ermüden
Damit du dein Pferd sinnvoll und gesund trainieren kannst, lohnt sich ein genauer Blick darauf, wann Pferde besonders schnell ermüden und warum.
🔄 Zu viel Abwechslung – das Chaosprinzip
Was für den Menschen spannend wirkt, kann für das Pferd schnell zum Overload werden. Ständiger Wechsel in Trainingsinhalten ohne klare Struktur führt zu innerer Unruhe. Das Chaosprinzip verhindert, dass sich Pferde in Aufgaben „einarbeiten“ – sie sind permanent gefordert, sich neu zu orientieren. Das kostet Energie und erschwert die Konzentration.
🐣 Altersbedingte Unterschiede
Jungpferde sind neugierig und lernbereit, aber ihr Nervensystem und ihre Muskulatur sind noch nicht voll ausgereift. Sie ermüden schneller, sowohl körperlich als auch mental. Daher sollten Trainingsphasen mit ihnen deutlich kürzer und strukturierter sein – kleine Einheiten mit klaren Pausen sind hier der Schlüssel.
🏋️♂️ Trainingszustand zählt
Ein trainiertes Pferd kann sich länger konzentrieren und hat mehr Kraftreserven als ein untrainiertes. Pferde, die regelmäßig gearbeitet werden und eine gute Grundkondition besitzen, ermüden langsamer und regenerieren schneller - sowohl mental als auch körperlich. Bei untrainierten Pferden sollte man besonders auf frühe Anzeichen von Erschöpfung achten.
❓ Neues fordert Konzentration
Neue Aufgabenstellungen verlangen dem Pferd deutlich mehr Aufmerksamkeit ab. Dadurch steigt der mentale Energiebedarf – mehr Pausen sind nötig, um die Konzentration aufrechtzuerhalten. Kleine Lernschritte helfen, um das Pferd nicht zu überfordern.
💪 Krafttraining: Galoppwechsel & Co
Körperlich anspruchsvolle Lektionen wie häufige Galoppwechsel, rückführende Übergänge oder versammelnde Arbeit fordern die Muskulatur verstärkt. Besonders bei Aufgaben, die gezielt Muskelkraft aufbauen sollen, zeigt sich, wie wichtig regelmäßige Pausen sind. Überlastung führt nicht nur zu Muskelermüdung, sondern kann auch langfristig schaden und dem erwünschten Muskelaufbau sogar gegenwirken.
🌪️ Reizüberflutung von außen
Wenn draußen ein Sturm tobt, viele Pferde unterwegs sind oder eine Baustelle neben dem Platz lärmt, steigt die Reizflut fürs Pferdgehirn. Die Folge: eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit und schnellere mentale Ermüdung. In solchen Momenten hilft es, gezielt Ruhe zu vermitteln oder das Training entsprechend anzupassen.
🧘 Haltungsstress beeinflusst Leistungsfähigkeit
Pferde, die in ihrer Haltung wenig zur Ruhe kommen – etwa durch Rangordnungskonflikte, Futteraggression oder zu kleine bzw. unpassende Liegeflächen – starten schon mit reduziertem Energielevel ins Training. Chronischer Stress behindert die Regeneration und lässt Pferde schneller ermüden. Eine harmonische Haltung ist also ebenfalls Teil eines erfolgreichen Trainingskonzepts.
⚖️ Übergewicht als Bremse
Stark übergewichtige Pferde sind nur eingeschränkt leistungsfähig. Überschüssiges Fett belastet den Bewegungsapparat und erhöht den Energiebedarf bei jedem Schritt. Dadurch ermüdet die Muskulatur schneller und benötigt längere Regenerationszeiten.

Fazit: Ein feinfühliger Trainingsansatz und ein Blick auf die individuellen Bedürfnisse deines Pferdes machen den Unterschied.
Erschöpfte Pferde sind weder aufnahme- noch leistungsfähig. Dabei kann Ermüdung nicht nur körperlich, sondern auch mental sein.
Mit Geduld, Struktur und Empathie im Training lässt sich das Beste aus deinem Pferd herausholen, ohne dass die Kräfte versiegen.





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